Die Hess AG ist zahlungsunfähig. Die frei verfügbaren, liquiden Mittel der Hess AG reichen nicht aus, um die fälligen Verbindlichkeiten der Hess AG zu decken. Ursache der Zahlungsunfähigkeit ist auch, dass die größte Aktionärin, die Hess Grundstücksverwaltungs GmbH & Co. KG, aus Sicht der Hess AG fällige Zahlungspflichten gegenüber der Hess-Gruppe nicht erfüllt und auch sonst nicht zu ausreichenden Sanierungsbeiträgen bereit ist.
Aufgrund des seit 2009 durchgängig negativen Cashflows vor Finanzierung der Gesellschaft ist die Finanzierung des Geschäftsbetriebs der Gesellschaft für das laufende und nächste Geschäftsjahr nicht gesichert. Aufgrund der Unsicherheiten im Hinblick auf mögliche Anlegerklagen bestehen auch keine hinreichenden Aussichten auf eine kurzfristige Eigen- und/oder Fremdkapitalzufuhr durch Investoren. Daher besteht für die Gesellschaft eine negative Fortführungsprognose.
Es ist geplant, den operativen Geschäftsbetrieb im Rahmen eines Insolvenzverfahrens zu sanieren.
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Der Vorstand der Hess AG, Dr. Till Becker, hat beim zuständigen Amtsgericht in Villingen pflichtgemäß Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens für die Hess AG gestellt. Ebenfalls musste der Insolvenzantrag für die Tochtergesellschaft, die Hess Lichttechnik GmbH, gestellt werden.
„Trotz Ausschöpfung aller Alternativen waren wir gezwungen, sowohl für die Hess AG als auch die Hess Lichttechnik GmbH wegen Zahlungsunfähigkeit Insolvenzantrag zu stellen“, erklärt Becker. „Ziel ist es jetzt, Hess mit den Instrumenten der Insolvenzordnung zu sanieren und dauerhaft konkurrenzfähig aufzustellen.“
Die Finanzlage der Hess-Gruppe
In den vergangenen drei Wochen haben Vorstand und unabhängige Experten die aktuelle wirtschaftliche Lage des Leuchtenherstellers mit rund 380 Beschäftigten auf den Prüfstand gestellt und die Analyse wiederholt im Aufsichtsrat sowie mit den finanzierenden Banken diskutiert.
Hess hat seit 2009 Jahr für Jahr mehr Geld ausgegeben als eingenommen. Dadurch benötigte Hess fortwährend neue Darlehen und Finanzierungsmöglichkeiten, die sie zunächst über Bankkredite, dann durch die Einbeziehung eines Private Equity-Investors und schließlich über Einnahmen von privaten und institutionellen Investoren im Rahmen des Börsengangs abdeckten.
Die von den ehemaligen Vorstandsmitgliedern angekündigte Strategie gründete auf Wachstumsprognosen, die sich als unrealistisch herausgestellt haben. Nach aktuellen Erkenntnissen ist die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Hess AG erheblich zu korrigieren.
Für das Geschäftsjahr 2013 ist nach heutigem Erkenntnisstand ein Verlust im hohen einstelligen Millionenbereich, in bestimmten Szenarien sogar von bis zu 12 Mio. Euro zu erwarten. Um im laufenden Geschäftsjahr möglicherweise doch noch eine „schwarze Null“ vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) zu erreichen, müssten kurzfristig zusätzlich mehr als fünf Millionen Euro in eine Restrukturierung investiert werden.
Neue Investoren erwarten effiziente Prozesse und Kostenstrukturen. Daher wurden bereits in den vergangenen zwei Wochen diverse für das Unternehmen nachteilige Vereinbarungen aufgelöst, bei denen Familien- und Unternehmensinteressen verknüpft wurden.
Kein Beitrag des Hauptgesellschafters
Der Hauptgesellschafter, die Hess Grundstücksverwaltungs GmbH & Co. KG, hat in den letzten Wochen weder bestehende Forderungen der Hess AG und der Hess Lichttechnik GmbH beglichen noch ist er bereit, einen überobligatorischen Sanierungsbeitrag zu leisten. Dies jedoch waren grundlegende Forderungen der kreditgebenden Banken. Somit halten die Gläubigerbanken weiterhin die Guthaben und Kreditlinien gesperrt.
Geschäftsführer der Hess Grundstücksverwaltungs GmbH & Co. KG sind die früheren Vorstandsmitglieder Christoph Hess und Peter Ziegler, die wegen des Verdachts auf Bilanzmanipulation am 21. Januar 2013 vom Aufsichtsrat einstimmig von Ihren Vorstandsposten bei der Hess AG abberufen worden waren.
Stand der Sonderuntersuchung auf manipulierte Zahlenwerke
Die aufgrund des Verdachts der Bilanzmanipulation eingeleitete Sonderuntersuchung schreitet voran. Die derzeit vorliegenden Verdachtsmomente konnten bislang nicht entkräftet werden, sie erhärten sich vielmehr.
Momentan kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Hess AG mit Anlegerklagen konfrontiert wird. Mögliche neue Investoren meiden dieses derzeit nicht kalkulierbare Risiko.
„Interessenten erwarten verlässliche, belastbare, nachvollziehbare Kennzahlen“, erklärt Becker. „Redlicher Weise kann ich jedoch vor Abschluss der Sonderuntersuchung keinem Interessenten sagen, ob und in welchem Umfang die von den Altvorständen zu verantwortenden Buchhaltungsunterlagen verlässlich sind.“
Zukunft von Hess sichern
Mit über einem halben Dutzend interessierter Investoren hat der Vorstand bereits gesprochen. Becker wertet das Investoreninteresse als Bestätigung, dass die Hess-Gruppe über eine qualifizierte und motivierte Belegschaft sowie über technologisch attraktive, qualitativ hochwertige Produkte verfüge. Darüber hinaus sei Hess eine weltweit bekannte Premiummarke.
„Investoren wägen die Finanzlage des Unternehmens, das Verhalten des Hauptgesellschafters und mögliche Haftungsansprüche sehr genau ab. Eine Investorenlösung außerhalb einer Insolvenz kam angesichts der dargelegten Risiken nicht zustande“, so Becker. „Wir bleiben in Verbindung mit namhaften strategischen aber auch Finanzinvestoren, die bereits ihr Interesse an einer Sanierung im Rahmen eines Insolvenzverfahrens bekundet haben.“
Gemeinsam mit der vorläufigen Insolvenzverwaltung werde er alles in seiner Macht stehende leisten, die Hess-Gruppe zu sanieren, fortzuführen und so viele Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten.
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