Wo die Wiege einiger sächsischer Kurfürsten stand und sächsische Landesherren residierten, befindet sich heute die weltgrößte Mineraliensammlung „terra mineralia“ der TU-Bergakademie. Außerdem ist das Bergarchiv Freiberg des Sächsischen Staatsarchivs als einmaliges Zentrum der Montangeschichte im Schloss untergebracht. Der als „Haus-in-Haus-Lösung“ in der Hülle des Kirchenflügels realisierte Archivbau gilt als einer der modernsten Europas.
Im Zuge der Sanierung von Schloss Freudenstein und der Umnutzung zu Bergarchiv und Mineralogische Sammlung wurden auch die beiden Schlosshöfe und der Schlossgraben neu gestaltet. Für das Konzept erhielt die Berliner Landschaftsarchitektin Birgit Hammer den Deutschen Landschaftsarchitektur-Preis 2011. Der Bund Deutscher Landschaftsarchitekten (BDLA) vergibt diese Auszeichnung im Zwei-Jahres-Turnus. Das siebenköpfige Preisrichterteam unter Leitung von Andrea Gebhard, Präsidentin des BDLA, war sich einig: „Birgit Hammer hat bei der Gestaltung der beiden Höfe und des Grabens vor dem Schloss ein sicheres Gespür für die Eigenwilligkeiten der steinernen Architektur, für den Inhalt des neuen Museums sowie für die Dimensionen der beiden Höfe bewiesen“.
Kristalle als Gestaltungsmotiv
Die Atmosphäre im Neuen Schlosshof, der das Entree für das Museum bildet, wird durch den neuen Bodenbelag und schlanke Lichtsäulen geprägt. Großflächige Granitplatten bilden bekannte Kristallgeometrien nach und stimmen die Besucher auf die Mineraliensammlung hinter den Schlossmauern ein. Sie sind aus einzelnen Platten zusammengesetzt. Durch die ringsum eingefrästen Nuten sind diese als solche erkennbar, was die Assoziation mit Kristallkörpern verstärkt. Farblich korrespondiert die von Hammer „als fünfte Fassade“ aufgefasste Hofebene mit den Fassaden des Schlosses. So nehmen die Granitplatten deren hellen Farbton auf, wobei die mit rötlichem Gussasphalt ausgefüllten Zwischenräume die Prägnanz der einzelnen „Kristalle“ verstärken.
Maßgeschneiderte Grund-, Sicherheits- und Effektbeleuchtung
In den Abendstunden entfaltet der knapp 2.000 Quadratmeter große Neue Schlosshof eine beeindruckende Raumwirkung. Durch das künstliche Licht gewinnen die steinernen Kristalle wie auch die Fassaden an Plastizität. Dahinter steht ein anspruchsvolles Beleuchtungskonzept. „Um die Hoffläche für vielfältige kulturelle Veranstaltungen frei zu halten, sollten die Grund- und Effekt- sowie die Sicherheitsbeleuchtung mit einer minimalen Anzahl von fassadennah installierten Leuchten realisiert werden“, beschreibt Hammer die hochgesteckten Erwartungen. Diese konnte die Hess AG mit ihren City Elements erfüllen. Das multifunktionale Leuchtenkonzept erlaubt es, passgenaue Lichtlösungen zu realisieren. Für den Einsatz im Neuen Schlosshof konfigurierten die Beleuchtungsspezialisten von Hess neun Meter hohe Lichtsäulen. Die lichttechnischen Berechnungen hatten zuvor gezeigt, dass allen Beleuchtungsanforderungen mit nur vier solcher Säulen Rechnung getragen werden kann.
Als Sicherheitsbeleuchtung dient im Abschlussmodul jeder Säule ein rotations-symmetrisches Beleuchtungssystem mit zwei notlichtfähigen Kompaktleucht-stofflampen. Diese werden bei Netzausfall vom Notstromsystem versorgt. Die acht 24-Watt-Leuchtmittel stellen so die vorgeschriebene mittlere Beleuchtungsstärke von mindestens 1 Lux (Em = 1 Lux) auf der gesamten Hoffläche sicher. In der Höhe von 7,20 m bis 7,80 m weisen die Säulen drei mit Lichtaustritten versehene Zwischenmodule auf. Diese sind in der horizontalen Achse so versetzt, dass die drei Leuchtmittel vom Typ HIT-CE 70 Watt in Verbindung mit den breitstrahlenden, asymmetrischen Reflektoren vorrangig die Hof-, aber auch die unteren Fassadenflächenbereiche vollständig und gleichmäßig ausleuchten. Die einzelnen Strahlermodule wurden bei der Montage vorjustiert und im Zuge des Einleuchtens den jeweiligen Anforderungen entsprechend perfekt ausgerichtet. Die mittlere Beleuchtungsstärke auf dem Schlosshof addiert sich durch Direkt- und Indirektlicht auf 11 Lux. Vorgeschrieben sind auf Plätzen mit teilweise hohem Personenaufkommen wenigsten 5 bis 10 Lux.
Auch im Alten Schlosshof stehen City Elements, allerdings in anderer Ausführung. Dieser 2.500 Quadratmeter große Platz weist keine Randbebauung, dafür ein mittig stehendes 3,50 Meter hohes Gebäude auf. Umrahmt wird dieser Hof von einer 2 Meter hohen Mauer. Er wird auch nicht für Open-Air-Veranstaltungen genutzt, sondern führt die Besucher, die Archiv und Museum über den hinteren Ausgang verlassen, über den Schlossgraben in die Stadt. Eine optimale, normgerechte Beleuchtung wird hier mit insgesamt neun, lediglich 5,10 Meter hohen City Elements erreicht. Die Ausleuchtung des Platzes übernehmen größtenteils die sieben entlang der Befestigungsmauer aufgestellten Säulen mit je zwei 70-Watt-HIT-Lampen und asymmetrischen Strahlersystemen. Die beiden am Hinterausgang des Schlossgebäudes positionierten Leuchten verfügen über ein Strahlermodul und die Notlichtbeleuchtung im Abschlussmodul.
Landschaftsarchitektin Birgit Hammer weiß nicht nur die Flexibilität der City Elements zu schätzen. Ihren Vorstellungen von einer stilvollen Außenbeleuchtung entspricht auch das äußerst zurückhaltende Design: „Bei Tag nimmt man sie kaum wahr, wer jedoch genau hinsieht, erkennt die ästhetische Qualität.“
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