26. Juni 2019

100 Jahre Midgard – Ein Leuchtenunternehmen schreibt Geschichte

Etwas ins rechte Licht rücken – dies ist im wahrsten Sinne des Wortes seit Curt Fischers Erfindung der ersten lenkbaren elektrischen Leuchte vor genau 100 Jahren nicht mehr nötig. Seine Innovation waren Leuchten, deren Lichtquelle man zu sich heranziehen konnte, deren Kopf gedreht und gewendet und der Lichtkegel so im gewünschten Winkel auf den Arbeitsplatz oder die zu erleuchtende Stelle ausgerichtet werden konnte – ein Meilenstein in der sich damals schnell entwickelnden Industrialisierung.

[Bild: Midgard Licht GmbH]

[Bild: Midgard Licht GmbH]

[Bild: Midgard Licht GmbH]

[Bild: Midgard Licht GmbH]

[Bild: Midgard Licht GmbH]

Fischers berühmte Scherenleuchte, die auch „Lichtbogen“ oder „verstellbarer Wandarm“ genannt wurde, ließ er im November 1919 vom Reichspatentamt patentieren. Diesem Entwurf folgten zu Anfang der 1920er-Jahre ebenfalls unter dem Namen der neuen Marke Midgard weitere Leuchten. Die berühmtesten sind das Modell Nr. 113, das auf Grund seines gebogenen Stabs auch als „Peitsche” bezeichnet wurde, sowie das Modell Nr. 114.



Die gestalterische Avantgarde der 1920er Jahre am Bauhaus entdeckte diese Lichtgeräte von Fischer für sich. Gestalter wie Marianne Brandt, Marcel Breuer, Walter Gropius und Laszlo Moholy-Nagy, aber auch Lyonel Feininger, Egon Eiermann, Sep Ruf und Jan Tschichold begeisterte deren frei bewegliches Licht und blendfreier Reflektor, den Curt Fischer 1922 als Erster in seinen Leuchten verarbeitete. Architekten, Fotografen, Typografen, Maler nutzten die Modelle in ihren Ateliers und schufen Einrichtungen in denen die Leuchten von Midgard als modernes Lichtgerät einen Stammplatz hatten. Beruhend auf diesen beiden Entwürfen entwickelte Fischer um 1930 ein modulares Leuchtensystem, dessen wartungsfreie Gelenke er ebenfalls patentieren ließ.

In den folgenden Jahrzehnten erlebte das Unternehmen große Wechselfälle: Nach dem Tod Fischers übernahm 1956 sein Sohn Wolfgang das Unternehmen. 1972 wurde Fischers Firma Ronneberger & Fischer sowie die Marke Midgard enteignet und es kam zur Umbenennung und Umstrukturierung zum VEB Industrieleuchtenbau Auma. Nach dem Mauerfall 1989 konnte die Firma reprivatisiert und in Midgard Licht GmbH umbenannt werden, ab 2002 führten Wolfgang Fischers Stieftöchter das Leuchtenunternehmen Midgard fort.

2015 übernahmen David Einsiedler und Joke Rasch neben den Rechten an den drei klassischen Midgard- Leuchtenserien (Maschinenleuchte/Modular, Lenklampen und Federzugleuchte) auch die Werkzeuge und das verbliebene Firmenarchiv mit hunderten Originalzeichnungen von Curt Fischer, Fotos, Briefen, Urkunden und weiteren Dokumenten. Bis dahin im Thüringischen Auma beheimatet, verlegten die beiden Unternehmer die Produktion nach Hamburg. Hier wurde die Fertigungsstrecke von Grund auf neu eingerichtet, modernisiert und unter Verwendung von originalen Werkzeugen und Maschinen wieder in Betrieb genommen.

Im Januar 2017 starteten die beiden Möbel- und Leuchtenexperten mit der Wiederaufnahme der Produktion von Curt Fischers modularem Leuchtensystem, das heute unter dem Seriennamen Midgard Modular TYP 500 (mit historischem Schwenk-Fuß) und TYP 550 (mit drehbarem Maschinenfuß) geführt wird. Erstmals um 1930 als technische Weiterentwicklung der seit 1919/20 produzierten Lenklampen hergestellt, gehört sie zu den frühen Gelenkleuchten der klassischen Moderne. „Wir bauen im historischen Kontext“, erklären David Einsiedler und Joke Rasch – und bringen so Licht in ein Stück vergessene Designgeschichte.

Im Herbst 2017 folgte die Federzugleuchte sowie die Aufnahme der Re-Edition der K831, die einst in den 1930er Jahren bei der Firma Kandem hergestellt und von David Einsiedler und Joke Rasch 2014 zurück ans Licht geholt wurde. Ab September komplementiert die Wiederauflage der bekannten „Peitschenleuchte“ TYP 113 das Leuchtenportfolio.

Das Jubiläumsjahr 2019
Zum 100-jährigen Bestehen des Unternehmens initiierte Midgard zusammen mit dem renommierten Design-Journalisten Thomas Edelmann die Ausstellung „100 Jahre lenkbares Licht – Ursprung und Aktualität beweglicher Beleuchtung“ (14. Januar bis 24. Februar 2019) im Museum für Angewandte Kunst Köln. Die Schau nimmt – aufgebaut als Zeitstrahl – ihren Anfang bei Midgard und arbeitet sich durch die verschiedensten Erfindungen und Hersteller im Bereich beweglicher Lichtquellen. Neben zahlreichen Originalleuchten geben seltene Dokumente wie Patente, Briefe und Zeichnungen sowie kurze Filme vertiefende Einblicke in die Geschichte des lenkbaren Lichts. Die in der Ausstellung gezeigten Leuchten wurden neu fotografiert und in dem Katalog, begleitet mit Texten zusammengestellt.

Nach erfolgreichem Auftakt in Köln widmete das Goethe-Institut New York eine Sonderausstellung der Geschichte des lenkbaren Lichts. Parallel zur New York Design Week 2019 eröffnete „One hundred years of adjustable light“ (15. bis 31. Mai 2019) im Showroom der Kulturinstitution und stellte die umfängliche Leuchtenhistorie – angefangen mit Midgard – in den Fokus. Zudem wird in Anlehnung zur Ausstellung eine umfangreiche Publikation mit Texten von Thomas Edelmann sowie vielfältigem Bildmaterial aus dem Midgard- sowie Bauhaus-Archiv entstehen.

Im Jubiläumsjahr 2019 folgt außerdem die Wiederauflage der „Peitschenleuchte“ TYP 113. „Mit der Nr. 113 hatten wir bis zuletzt gewartet, da sie aus fertigungstechnischer Sicht die größte Herausforderung darstellt. Sie ist ein äußerst anspruchsvolles Werkstück. Viele spezielle Teile sowie die Veredelung (Nickel, Emaille, Bakelit, Porzellan) erfordern besondere Sorgfalt. Dafür wollten wir in Sachen Produktion erst einmal etwas Erfahrung sammeln“, so David Einsiedler.

Ab September 2019 wird die legendäre „Peitschenleuchte“ als exklusive Limited Edition (Auflage 100 Stück) mit original Fassungen (NOS – New Old Stock aus den 1930er Jahren) und von der Firma Thonet gebogenem Stahlrohr exakt so hergestellt, wie es den Materialien und Fertigungstechniken der 1920er Jahre entspricht. Aus dieser Kombination resultiert die herausragende technische und optische Eleganz der Limited Edition. Midgard übernimmt den Entwurf der TYP 113 in das Portfolio, das bereits aus Maschinenleuchte, Federzugleuchte und K831 besteht.

Zeitgleich zum Launch der exklusiven TYP 113 Limited Edition und parallel zum 100-jährigen Bestehen zeigt sich der Midgard-Showroom in Hamburg-Ottensen in neuer Gestaltung. Ab September 2019 steht hier das gesamte Produktportfolio sowie die Produktionsstrecke der TYP 113 auf einer Ausstellungsfläche von 450 m² bereit.




 
 

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