01. November 2025

Projekt des Monats
November 2025

Kölner Dom – Wenn der Dom im Dunkel leuchtet

Für die Außenbeleuchtung des Kölner Doms hat das Lichtplanungsbüro Licht Kunst Licht in Zusammenarbeit mit der RheinEnergie und der Dombauhütte ein neues, hocheffizientes Konzept realisiert, das am Ostersonntag 2025 in Betrieb genommen wurde. Mit der Umstellung auf ein modernes und präzises LED-System, erhält die einzigartige Kathedrale, die seit 1996 zum UNESCO Weltkulturerbe zählt, nun auch bei Dunkelheit und Dämmerung ein eindrucksvolles Erscheinungsbild. Mit großer ökologischer Verantwortung geplant, konnten Lichtverschmutzung und Energieverbrauch erheblich reduziert werden.

Die Westfassade der gotischen Kathedrale ist mit fast 7.000 m² Fläche die größte Kirchenfassade der Welt. Über dem zentralen Haupteingang im mittleren Eingangsportal erheben sich die beiden Haupttürme bis in eine Höhe von 157 m [Bild: HGEsch]

Der Dom wird von vielen Kunsthistorikern wegen seiner einheitlichen und ausgewogenen Bauform als „vollkommene Kathedrale“ bezeichnet. Diese herausragenden Architekturmerkmale haben in der Neukonzeption der Beleuchtungsanlage besondere Aufmerksamkeit erhalten [Bild: HGEsch]

Aufgrund der unmittelbaren Lage am Rhein gibt es in diesem Stadtbereich ein hohes Vorkommen an nachtaktiven Insekten und Vögeln, das durch eine regelbare warmweiße Lichtfarbe so wenig wie möglich gestört werden soll [Bild: HGEsch]

Um die gotischen, himmelwärts strebenden Architekturelemente und die vielen Fassadenräume mit objektnahem Licht sichtbar zu machen, wurden an und unmittelbar vor der Kirchenfassade ca. 700 Leuchten für den vor dem Dom stehenden Betrachter weitgehend unsichtbar installiert [Bild: HGEsch]

Blick von Osten auf den Chor des Kirchengebäudes, dessen Errichtung im Jahr 1248 begann. Der Kölner Dom gehört seit 1996 zum UNESCO-Weltkulturerbe und ist mit 6 Millionen Besuchern im Jahr eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Deutschlands [Bild: HGEsch]

Der Dom wurde an einem zentralen Ort der Kölner Innenstadt gebaut. Schon aufgrund seiner Höhe und seines Bauvolumens prägt das Kirchengebäude die Stadtlandschaft der Kölner Innenstadt [Bild: HGEsch]

Die für den gotischen Baustil prägenden hohen Spitzbogenfenster sind räumlich gestaffelt mit einer Vorder- und Hintergrundbeleuchtung versehen, um die sehr plastischen und transparenten Fensterkonstruktionen mit dem steinernen Maßwerk wirkungsvoll herauszuarbeiten [Bild: HGEsch]

Dem streng symmetrischen Aufbau des Kirchenschiffs mit Blick auf das Südportal folgt die Beleuchtung mittels unaufgeregter Betonung mit seinen Strebepfeilern und Strebebögen [Bild: HGEsch]

Im Strebewerk des Chors im östlichen Kirchenschiff lassen unsichtbar fassadenintegrierte Leuchten die Fassadenzwischenräume und die hohen Spitzbogenfenster durch eine Kombination aus sanfter Hinterleuchtung und stärker akzentuierendem Licht sichtbar werden [Bild: HGEsch]

Aus östlicher Richtung ist zu erkennen, dass Position und Ausrichtung der fassadenintegrierten Leuchten der himmelwärts strebenden Architektursprache folgen. Die nach außen gerichteten Stirnseiten der Strebepfeiler wurden bewusst nur wenig beleuchtet und erzeugen so ein kontrastreiches Lichtbild innerhalb der Fassade [Bild: HGEsch]

Für die Beleuchtung vor den Eingängen der West-, Süd- und Nordfassade wurden Sonderleuchten entwickelt, die neben der Ausleuchtung der Verkehrsflächen auch den Reichtum der gotischen Fassadenornamente subtil hervorheben [Bild: HGEsch]

Das Dach des kreuzförmig angelegten Kirchenschiffs zeigt neben dem Vierungsturm im Vordergrund den oberen Teil der beiden Haupttürme. Hier wurden besonders die von außen einsehbaren Innenräume und das sehr transparent ausgeführte Maßwerk der beiden Turmspitzen mit im Innern installierten Leuchten sichtbar hervorgehoben [Bild: HGEsch]

1838 kündigte Kronprinz Friedrich Wilhelm einen Besuch in Köln an. Ihm zu Ehren wurde die eindrucksvolle, aber nach fast sechs Jahrhunderten Bauzeit noch unvollendete gotische Kathedrale zum ersten Mal beleuchtet. Der Einsatz zeigte Wirkung, denn vier Jahre später legte der inzwischen zum König gekrönte Hohenzoller den Grundstein für den Ausbau des Doms. Die Fertigstellung gelang, doch erst Oberbürgermeister Konrad Adenauer ordnete eine reguläre Beleuchtung an, mit der ab 1929 die charakteristische Silhouette der Zwillingstürme ins nächtliche Stadtbild eingefügt wurde. 

Wie stark die sowohl geistliche wie weltliche Identifikation mit diesem Bild ist, zeigte sich, als im Sommer 2022 aufgrund der in Folge des russischen Angriffskriegs angespannten Energiesituation, die Beleuchtung öffentlicher Gebäude, so auch die des Kölner Doms, nachts abgeschaltet wurde. Zu dem Zeitpunkt arbeitete Licht Kunst Licht (LKL) jedoch schon an der Entwicklung eines energieeffizienten, ökologisch verantwortungsvollen und der kulturellen Bedeutung dieses Bauwerks angemessenen Beleuchtungssystems. Ein kleines Zeichen hatten sie 2020 bereits mit dem Stern von Bethlehem auf dem Vierungsturm gesetzt.


Bis dahin wurde der Dom zum größten Teil mit Flutlichtstrahlern erhellt, die auf den Dächern umliegender Gebäude montiert waren. Die veraltete Technik der 1.000 Watt starken Halogen-Metalldampflampen hatte einen hohen Energieverbrauch und übergoss das gesamte Gebäude mit neutralweißem Licht. Damit war der Dom zwar deutlich sichtbar, doch die Helligkeit schluckte die architektonischen Details der Fassade und führte zu einer nicht unerheblichen Lichtverschmutzung im gesamten Umfeld.

Technik und Fingerspitzengefühl
LKL arbeitet nach dem Prinzip, das Medium Licht als integralen Bestandteil der Architektur zu betrachten. Diese Herangehensweise wurde hier zu einer besonderen Herausforderung, erläutert Philipp Schmitz, Lichtdesigner und Projektleiter bei LKL: „Das Fehlen detaillierter architektonischer Unterlagen erforderte eine langwierige analytische Untersuchung der Fassade und der gotischen Elemente. Da eine digitale Simulation für eine so komplexe, heterogene Struktur nicht ausreichte, führten wir über mehrere Jahre hinweg umfangreiche Beleuchtungstests vor Ort durch – wobei wir verschiedene Optiken, Winkel und Positionen testeten, um durch empirische Beobachtung die gewünschten Effekte zu erzielen."

In enger Zusammenarbeit mit der Dombauhütte und der RheinEnergie als Bauherrin hat LKL ein Beleuchtungssystem mit mehr als 700 Leuchten entwickelt, die mit großer Präzision und Sensibilität als kompakte, blendfreie Einheiten auf und vor der historischen Substanz installiert wurden und tagsüber nicht wahrnehmbar sind. Die Leuchten sind so dezent platziert und konzipiert, dass sie als Objekte nicht in Erscheinung treten. Allein das von ihnen ausgehende Licht erzeugt eine steuerbare optimale Wahrnehmung der Architektur. Nur noch 10 Prozent des Lichts kommt aus gebäudefernen Leuchtenpositionen im Vergleich zu vorherigen 80 Prozent, wodurch unerwünschte Lichtstreuung drastisch reduziert, und die Gesamtpräzision verbessert wurde. 

Die Beleuchtung ist durchgehend und vollständig dimmbar, die Farbtemperatur bis zu 2.700 K Warmweiß einstellbar, was mit dem Farbspektrum des Sandsteins harmoniert und die Anpassung an die verschiedenen Jahreszeiten und die sich weiterentwickelnden ökologischen Richtlinien unterstützt. Der Energieverbrauch des neuen Beleuchtungssystems, das mit einem hohen Anspruch an Nachhaltigkeit entwickelt wurde, konnte um 80 Prozent auf rund 11 kW reduziert werden. Gleichzeitig erzeugt die Beleuchtung nun eine deutlich höhere visuelle Qualität.

Alle an der Weltkulturerbestätte neu installierten Beleuchtungsmaßnahmen sind vollständig reversibel und nicht-invasiv. Anstelle von Bohrungen wurden die Elemente mit eigens von LKL und der Dombauhütte entwickelten Klemmsystemen montiert, die zum Schutz der historischen Substanz druckverteilende Halterungen mit Bleipolsterung verwenden. Aus zwei Schaltzentralen, eine am Boden, eine im Vierungsturm sowie über Fernbedienung lassen sich die Leuchten einzeln oder gruppenweise steuern, um individuelle Beleuchtungsszenarien zu erzeugen.

Aus der Nähe, aus der Ferne
Gerichtetes Licht und Streiflicht betonen mit ihrem Schattenspiel die räumliche Tiefe und himmelstrebende Vertikalität der sich zu der einzigartig kunstvollen Fassade verdichtenden Strebepfeiler, Fialen und Figuren. Besonderes Augenmerk liegt auf den markanten 157 Meter hohen Türmen. Sanfte Hintergrundbeleuchtung kombiniert mit vertikalem Streiflicht zeichnet die markante Domsilhouette bis hoch zu den Kreuzblumen auf den Turmspitzen nach. Ein neuer Ansatz ist die im Inneren der Türme installierte Beleuchtung, die durch das filigrane gotische Maßwerk scheint und den Dom als unverrückbares Nachtlicht ins Kölner Stadtbild einfügt.
 
Für die Aufstellung auf der Domplatte haben alle Beteiligten gemeinsam an der Entwicklung multifunktionaler Lichtmasten gearbeitet. Die minimalistisch gestalteten Lichtstelen fügen sich dezent ins Stadtbild ein. Zur Orientierung erhellt ein darin verbautes blendfreies Lichtmodul die Verkehrsflächen direkt vor den Eingängen und die Portale der Kathedrale, zusätzliche Strahler betonen einzelne Fassadenelemente. Dabei sind alle Lichtquellen so abgeschirmt, dass sie die Betrachtung in den wichtigsten Sichtachsen nicht durch Blendung stören.

„Der Kölner Dom ist ein Wahrzeichen der Stadt und tief in ihrer Identität verankert. Unser Ziel war es, seine visuelle Präsenz nach Einbruch der Dunkelheit zu erhalten und seine architektonische Vielfalt auch aus der Ferne erkennbar zu machen. Wir sind stolz darauf, dass das fertige Ergebnis nun die Form und Details des Doms sogar vom anderen Rheinufer aus sichtbar macht – und ihm ein skulpturales, würdevolles Nachtbild verleiht, das seiner Bedeutung gerecht wird.“, erinnert sich Philipp Schmitz. Es sei sogar zu hören gewesen, dass der Dom nun nachts besser aussehe als tagsüber.




 
 

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