1838 kündigte Kronprinz Friedrich Wilhelm einen Besuch in Köln an. Ihm zu Ehren wurde die eindrucksvolle, aber nach fast sechs Jahrhunderten Bauzeit noch unvollendete gotische Kathedrale zum ersten Mal beleuchtet. Der Einsatz zeigte Wirkung, denn vier Jahre später legte der inzwischen zum König gekrönte Hohenzoller den Grundstein für den Ausbau des Doms. Die Fertigstellung gelang, doch erst Oberbürgermeister Konrad Adenauer ordnete eine reguläre Beleuchtung an, mit der ab 1929 die charakteristische Silhouette der Zwillingstürme ins nächtliche Stadtbild eingefügt wurde.
Wie stark die sowohl geistliche wie weltliche Identifikation mit diesem Bild ist, zeigte sich, als im Sommer 2022 aufgrund der in Folge des russischen Angriffskriegs angespannten Energiesituation, die Beleuchtung öffentlicher Gebäude, so auch die des Kölner Doms, nachts abgeschaltet wurde. Zu dem Zeitpunkt arbeitete Licht Kunst Licht (LKL) jedoch schon an der Entwicklung eines energieeffizienten, ökologisch verantwortungsvollen und der kulturellen Bedeutung dieses Bauwerks angemessenen Beleuchtungssystems. Ein kleines Zeichen hatten sie 2020 bereits mit dem Stern von Bethlehem auf dem Vierungsturm gesetzt.
Bis dahin wurde der Dom zum größten Teil mit Flutlichtstrahlern erhellt, die auf den Dächern umliegender Gebäude montiert waren. Die veraltete Technik der 1.000 Watt starken Halogen-Metalldampflampen hatte einen hohen Energieverbrauch und übergoss das gesamte Gebäude mit neutralweißem Licht. Damit war der Dom zwar deutlich sichtbar, doch die Helligkeit schluckte die architektonischen Details der Fassade und führte zu einer nicht unerheblichen Lichtverschmutzung im gesamten Umfeld.
Technik und Fingerspitzengefühl
LKL arbeitet nach dem Prinzip, das Medium Licht als integralen Bestandteil der Architektur zu betrachten. Diese Herangehensweise wurde hier zu einer besonderen Herausforderung, erläutert Philipp Schmitz, Lichtdesigner und Projektleiter bei LKL: „Das Fehlen detaillierter architektonischer Unterlagen erforderte eine langwierige analytische Untersuchung der Fassade und der gotischen Elemente. Da eine digitale Simulation für eine so komplexe, heterogene Struktur nicht ausreichte, führten wir über mehrere Jahre hinweg umfangreiche Beleuchtungstests vor Ort durch – wobei wir verschiedene Optiken, Winkel und Positionen testeten, um durch empirische Beobachtung die gewünschten Effekte zu erzielen."
In enger Zusammenarbeit mit der Dombauhütte und der RheinEnergie als Bauherrin hat LKL ein Beleuchtungssystem mit mehr als 700 Leuchten entwickelt, die mit großer Präzision und Sensibilität als kompakte, blendfreie Einheiten auf und vor der historischen Substanz installiert wurden und tagsüber nicht wahrnehmbar sind. Die Leuchten sind so dezent platziert und konzipiert, dass sie als Objekte nicht in Erscheinung treten. Allein das von ihnen ausgehende Licht erzeugt eine steuerbare optimale Wahrnehmung der Architektur. Nur noch 10 Prozent des Lichts kommt aus gebäudefernen Leuchtenpositionen im Vergleich zu vorherigen 80 Prozent, wodurch unerwünschte Lichtstreuung drastisch reduziert, und die Gesamtpräzision verbessert wurde.
Die Beleuchtung ist durchgehend und vollständig dimmbar, die Farbtemperatur bis zu 2.700 K Warmweiß einstellbar, was mit dem Farbspektrum des Sandsteins harmoniert und die Anpassung an die verschiedenen Jahreszeiten und die sich weiterentwickelnden ökologischen Richtlinien unterstützt. Der Energieverbrauch des neuen Beleuchtungssystems, das mit einem hohen Anspruch an Nachhaltigkeit entwickelt wurde, konnte um 80 Prozent auf rund 11 kW reduziert werden. Gleichzeitig erzeugt die Beleuchtung nun eine deutlich höhere visuelle Qualität.
Alle an der Weltkulturerbestätte neu installierten Beleuchtungsmaßnahmen sind vollständig reversibel und nicht-invasiv. Anstelle von Bohrungen wurden die Elemente mit eigens von LKL und der Dombauhütte entwickelten Klemmsystemen montiert, die zum Schutz der historischen Substanz druckverteilende Halterungen mit Bleipolsterung verwenden. Aus zwei Schaltzentralen, eine am Boden, eine im Vierungsturm sowie über Fernbedienung lassen sich die Leuchten einzeln oder gruppenweise steuern, um individuelle Beleuchtungsszenarien zu erzeugen.
Aus der Nähe, aus der Ferne
Gerichtetes Licht und Streiflicht betonen mit ihrem Schattenspiel die räumliche Tiefe und himmelstrebende Vertikalität der sich zu der einzigartig kunstvollen Fassade verdichtenden Strebepfeiler, Fialen und Figuren. Besonderes Augenmerk liegt auf den markanten 157 Meter hohen Türmen. Sanfte Hintergrundbeleuchtung kombiniert mit vertikalem Streiflicht zeichnet die markante Domsilhouette bis hoch zu den Kreuzblumen auf den Turmspitzen nach. Ein neuer Ansatz ist die im Inneren der Türme installierte Beleuchtung, die durch das filigrane gotische Maßwerk scheint und den Dom als unverrückbares Nachtlicht ins Kölner Stadtbild einfügt.
Für die Aufstellung auf der Domplatte haben alle Beteiligten gemeinsam an der Entwicklung multifunktionaler Lichtmasten gearbeitet. Die minimalistisch gestalteten Lichtstelen fügen sich dezent ins Stadtbild ein. Zur Orientierung erhellt ein darin verbautes blendfreies Lichtmodul die Verkehrsflächen direkt vor den Eingängen und die Portale der Kathedrale, zusätzliche Strahler betonen einzelne Fassadenelemente. Dabei sind alle Lichtquellen so abgeschirmt, dass sie die Betrachtung in den wichtigsten Sichtachsen nicht durch Blendung stören.
„Der Kölner Dom ist ein Wahrzeichen der Stadt und tief in ihrer Identität verankert. Unser Ziel war es, seine visuelle Präsenz nach Einbruch der Dunkelheit zu erhalten und seine architektonische Vielfalt auch aus der Ferne erkennbar zu machen. Wir sind stolz darauf, dass das fertige Ergebnis nun die Form und Details des Doms sogar vom anderen Rheinufer aus sichtbar macht – und ihm ein skulpturales, würdevolles Nachtbild verleiht, das seiner Bedeutung gerecht wird.“, erinnert sich Philipp Schmitz. Es sei sogar zu hören gewesen, dass der Dom nun nachts besser aussehe als tagsüber.
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