Die Kantine im Untergeschoss eines Finanzunternehmens war ein typisches Kind ihrer Zeit. Strahlt das von HPP Architekten in den 70er-Jahren errichtete Gebäude mit seiner Fassade aus rotem Granitstein nach wie vor eine zeitlose Eleganz aus, so war der fensterlose Kantinenraum hingegen sichtbar in die Jahre gekommen. Technik, Beleuchtung und Funktionalität waren mangelhaft, es fehlte an Tageslicht und einem Ambiente, das eine echte Aufenthaltsqualität bietet.
Eine Modernisierung stand also dringend an und das Mitarbeiterrestaurant und die dazugehörigen Küchenräume wurden im Rahmen einer umfangreichen Umbaumaßnahme architektonisch und lichttechnisch optimiert. Zunächst wurden die verwinkelte und ineffizient genutzte Grundrissorganisation des Küchen- und Gastraumbereiches grundlegend bereinigt und fließend ineinandergreifende Funktionsbereiche kreiert. So konnte die Anzahl der Sitzplätze von 150 auf 200 erhöht werden.
Mehrwert durch künstliches Tageslicht
Eine wesentliche Entwurfsaufgabe bei der Modernisierung der rund 465 Quadratmeter großen Cafeteria war die Schaffung eines nachträglichen Tageslichteintrags und Außenweltbezugs. Aus statischen Gründen konnten nur kleine Fensteröffnungen vorgesehen werden. Ausführliche Untersuchungen ergaben, dass der Tageslichteintrag daher sehr gering ausfällt und die positiven Eigenschaften des natürlichen Lichts sowie ein Bezug zur Außenwelt nicht wahrnehmbar sind. „Wir haben Berechnungen durchgeführt und festgestellt, dass es keine Möglichkeit gibt, für ausreichend Tageslicht zu sorgen“, kommentiert Lichtplanerin und Projektleiterin Isabel Sternkopf von Licht Kunst Licht. Der Mehrwert für die Nutzer konnte folglich nur durch eine künstliche Beleuchtung entstehen, welche das natürliche Licht unter Einbeziehung des Tages- und Jahreszeitenverlaufs, der Dynamik, Lichtfarbe, Lichtrichtung und Lichtintensität simuliert und gleichzeitig die Stabilisierung des individuellen circadianen Rhythmus der Nutzer fördert.
Rhein-Panorama schafft virtuellen Außenweltbezug
So wurde die Idee einer raumhohen, 22 Meter langen, künstlichen Panoramafensterwand geboren, die sich über die gesamte Rückseite der Kantine erstreckt und das fehlende Tageslicht kompensiert, indem sie einen imitierten Bezug zum Außenraum herstellt. „Die Hintergrundkulisse ahmt eine Aussicht auf den Rhein nach, die man von einem ebenerdigen Raum aus haben könnte“, erklärt Isabel Sternkopf. Ein intelligentes Lichtsteuerungssystem reagiert auf die Lichtfarbe und -richtung sowie auf die Beleuchtungsintensität des tatsächlichen Tageslichts im Außenraum und passt diese Lichtstimmungen im Innenraum automatisch an.
Vom gesamten Ess- und Selbstbedienungsbereich aus sichtbar, zeigt das Panoramafenster eine Arbeit des Künstlers Stephan Kaluza. Für seine Serie „Das Rheinprojekt“ durchquerte er die 1.233 km des Rheins und dokumentierte seine Reise alle paar Minuten mit einer Kamera. Die Fotografie ist auf gefaltetem Gipskarton aufgedruckt, um Tiefe und Dichte zu erzeugen. Sie wird mit linearen 1,5 Meter langen LED Profilen mit Tunable White Funktion beleuchtet, die hinter der Verglasung im Deckenbereich verdeckt angeordnet sind. Von warmen 2.700 Kelvin am Morgen wechselt die Lichtfarbe allmählich auf kühle 6.000 Kelvin am Mittag und gegen Abend wieder in wärmere Töne. Ähnliche, ebenfalls hinter der Glaswand bodenmontierte RGBW-LED-Lichtprofile ermöglichen es, das Licht nach oben über die Kulisse zu streifen, um ihre Textur hervorzuheben und zu intensivieren. Diese Lichtelemente erzeugen für die Lichtszenen bei Sonnenaufgang und Sonnenuntergang Lichtfarben in orangenen Tönen.
Erkennbar gegliedert – kontrastreich gestaltet
„Eher Restaurant als Kantine", beschreibt Architektin und Projektleiterin Tanja Nopens von ttsp hwp seidel den Gastraum. Funktional gliedert er sich in vier Bereiche mit unterschiedlicher Beleuchtung, Deckenhöhe, und Möblierung: Der größte Bereich mit langen Tischbänken aus Holz unter einer offenen, vollständig weiß gestrichenen Decke ist der zentrale Treffpunkt, um auch in größeren Gruppen essen und sich austauschen zu können. Die für das Projekt entworfenen Holzmöbel schaffen punktuelle warme Akzente, denen wiederum die filigrane schwarze Bestuhlung entgegengesetzt ist.
Zentrale Anlaufstelle für die Besucher ist der Free Flow Bereich mit der Essensausgabe. Vollständig in Schwarz gestaltet, erstrecken sich seine raumschiffartigen Theken vor der mit übergroßen, weißen Fliesen belegten Trennwand zu Küche. Richtung Außenwand befindet sich ein schmaler Bereich mit 4er Tischgruppen, der von den Gebäudestützen und einer niedrigeren Decke gefasst ist und sich für ruhige und auch vertraulichere Gespräche eignet. Dahinter erstreckt sich wie ein Panorama das 22 Meter lange, künstliche Fenster.
Tageslichtähnliche Atmosphäre – sanfte Lichtübergänge
Die Beleuchtung ist einladend, genau wie in einem Restaurant. Einige Sitzbereiche sind durch Pendelleuchten akzentuiert beleuchtet, während die große, flexibel nutzbare Sitzzone im zentralen Gastraum durch eine gitterartige Lichtstruktur eher gleichmäßig illuminiert wird. Die druckvolle Akzentbeleuchtung über den Buffetstationen mit Downlights und einer Farbwiedergabe von Ra > 90 setzt die Speisen farbecht in Szene und wird durch dezente Deckeneinbauleuchten im Wegebereich ergänzt. Die Farbtemperatur der Wegebeleuchtung sowie der Beleuchtung im angrenzenden offenen Küchenbereich ist ebenfalls variabel und wird simultan mit der Panoramafenster-Lichtwand gesteuert. Sämtliche Leuchten sind unter Berücksichtigung des circadianen Rhythmus so programmiert, dass sie eine tageslichtgetreue Atmosphäre schaffen. Durch die sanften Lichtübergänge entsteht der Eindruck, man befände sich in einem Raum mit Tageslichteinfall und lediglich zugeschaltetem, künstlichem Licht.
Mit diesem außergewöhnlichen Projekt, das bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde, u. a. bei den IALD Awards 2018 mit einem Award of Excellence und bei den IES Illumination Awards 2018 mit einem Award of Merit, zeigt Licht Kunst Licht das Entwurfsergebnis einer biologisch wirksamen Beleuchtung für einen tageslichtlosen Raum, welche den individuellen circadianen Rhythmus seiner Nutzer respektiert und stabilisiert.
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