Die jetzt realisierte Beleuchtung des von WES Landschaftsarchitektur gestalteten Platzes entwickelte das Berliner Lichtplanungsbüro Licht Kunst Licht, und sie überzeugt auf den ersten Blick: Die rund 14.000 Quadratmeter große Freifläche wird lückenlos erhellt, wirkt aber durch weiche Helligkeitsverläufe nicht steril. Das alles bewirken zwei Reihen mit nur jeweils vier schlanken, 16 Meter hohen Lichtstelen, die passend zur nüchternen Architektur des Terminals mit einer gewissen preußisch-klassizistischen Strenge den neuen Platz säumen.
Allgemein- und Notbeleuchtung – aus 16 Metern Höhe
Auch wenn die Beleuchtung von Plätzen mittels weniger Lichtstelen im Trend liegt: Mit Produkten „von der Stange“ ist ein Projekt dieses Formats nicht zu lösen. Selbst für einen erfahrenen Hersteller wie WE-EF war die Vision der Planer, die gesamte Lichttechnik in einem nahtlosen, schlanken Stahlzylinder unterzubringen, eine Herausforderung. Die Stelen bestehen aus einem Stück Stahlrohr von 16 m Länge, die Oberflächenbehandlung erfolgte durch Feuerverzinkung und einer projektbezogenen Sonderbeschichtung in DB703 Eisenglimmer-Farbton. Mit einem Durchmesser von 300 mm bieten die Stelen ausreichend Montageraum, um die kompakten FLC141 LED-Scheinwerfer als Lichtquellen komplett einzubauen.
Jeweils zwei Scheinwerfer sind mit speziellen Befestigungszapfen übereinander in einem Ausschnitt des Rohrs montiert. Bündige Abdeckungen aus Acrylglas schließen die zylindrische Form und schützen die Montageräume vor Verschmutzung. Die Ausschnitte sind axial leicht zueinander versetzt, um zusätzlichen Spielraum bei der Ausrichtung der Scheinwerfer zu gewinnen. Dabei dienen die oberen drei Ausschnitte der Allgemeinbeleuchtung, die unteren zwei sind für die Notbeleuchtung des Platzes reserviert. Die Rolle des Platzes ist nämlich keine rein repräsentative: Er dient zugleich als Evakuierungsfläche für das Terminal und muss daher über eine unabhängige Sicherheitsbeleuchtung mit separater Stromversorgung verfügen.
Bemusterung gewährte Planungssicherheit
Bei der differenzierten Ausleuchtung der Platzfläche profitierten die Lichtplaner davon, dass die FLC141 Scheinwerfer bei einheitlicher Bauform mit diversen Lichtverteilungen erhältlich sind. „Wir entwickelten ein Konzept, bei dem die Verkehrszonen am Rand des Platzes akzentuiert werden und die Beleuchtungsstärke zur Platzmitte hin kontinuierlich abnimmt,“ erklärt Nils von Leesen, der das Projekt bei Licht Kunst Licht betreute: „Breitstrahlende Optiken leuchten die Randzonen aus, extrem engstrahlende Optiken tragen das Licht weit in den Platz hinein.“
Die Sicherheitsbeleuchtung arbeitet ähnlich, kombiniert allerdings breitstrahlende mit mediumstrahlenden Lichtverteilungen, um auf den definierten Sammelplätzen die normativen Vorgaben zur Beleuchtungsstärke und Gleichmäßigkeit zu erfüllen. Planungssicherheit gewährleistete eine aufwendige Bemusterung vor Ort, bei der eine Hebebühne ein mit Scheinwerfern bestücktes Rohrteil als 1:1-Modell der Leuchten auf die vorgesehene Lichtpunkthöhe beförderte: So konnten die Lichtplaner gemeinsam mit WE-EF als Lieferant die Bauherren von der Funktionalität des Ansatzes überzeugen und darüber hinaus realistische visuelle Eindrücke und Messwerte für die weitere Umsetzung gewinnen.
Herausforderungen – flexibel und professionell bewältigt
Die Verankerung der Stelen – mit Flanschen verschraubt auf Betonfundamenten – entspricht der üblichen Montage etwa von Flutlichtmasten. Andere Aspekte der Logistik sprengten dagegen gewohnte Prozesse: So montierten WE-EF Mitarbeiter die Scheinwerfer und die Elektrik erst direkt vor Ort in die Stelen, die anschließend an ihren jeweiligen Positionen aufgestellt wurden.
Auch wenn die Beleuchtung des Willy-Brandt-Platzes im Rahmen des Gesamtprojekts BER nur einen Teilaspekt darstellt: Sie wird für viele Nutzer und Besucher den ersten Eindruck der Anlage prägen – und sie zeigt, wie sich auch ungewöhnliche Herausforderungen im Projekt mit intelligenter Planung und professionellen Partnern bewältigen lassen.
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