Die Umnutzung eines ehemaligen Industrieareals in Bahnhofsnähe führte in Winterthur zur Entstehung eines neuen Zentrums. Dessen Anbindung an die umliegenden Quartiere, die durch Bahngleise im Westen und die stark frequentierte Zürcherstraße im Norden voneinander getrennt und somit nur mittels Übergängen und Brücken erreichbar waren, und die Gestaltung dieser neuen Stadtmitte waren zentrale Anliegen der Winterthurer Stadtentwicklung.
2004 hatte das Zürcher Büro Müller + Truniger Architekten den ersten Preis des ausgeschriebenen Ideenwettbewerbs gewonnen. Tragende Idee des Entwurfs war die seit 2016 realisierte Wiederherstellung der Stadtebene zu einem zusammenhängenden Stadtboden und die damit verbundene Etablierung urbaner Plätze. Durch die Ausweitung der Straßenüberdeckung und der unterirdischen Passagen für Fußgänger und Radfahrer entstand ein verbindender Stadtraum beidseits des Gleiskorridors und über die Straßeneinschnitte hinweg. Mit der Ausbildung von zwei urbanen Plätzen wurde ein attraktiver Stadtraum geschaffen, der den hochfrequenten Bewegungsströmen der Pendler gerecht wird und mit seiner Stadtmöblierung hohe Aufenthaltsqualität aufweist. Dies gilt dank des Lichtdesigns auch für die dunkle Zeit des Tages.
Das Spiegeln sämtlicher Gestaltungselemente auf den Plätzen beidseits des Gleiskorridors und die durchgehende Materialität ließen einen signifikanten Ort entstehen. Verstärkt wird der visuelle Bezug mittels markanter Dächer, welche die Abgänge zu der Personenunterführung inszenieren und über das Gleisfeld hinweg weithin sichtbar sind. Durch die Verwendung ortstypischen Kalksteins für die Mauerverkleidungen und die Möblierung ist der neue Zentrumsbereich der Stadt Winterthur im städtischen Kanon verankert. In dem fließenden Platzraum, der heute eine zeitlose Wertigkeit ausstrahlt, bilden die raumgreifenden Natursteinbänke zusammen mit den Brunnen einladende Aufenthaltsbereiche. Diese werden durch Baumreihen und situativ gesetzte Baumgruppen, die das städtische Alleennetz ergänzen, beschattet.
Damit sich die Intention des Entwurfs auch bei Dunkelheit bewährt, zeichnet das Lichtdesign die Idee präzise nach. Bei Einbruch der Dämmerung beginnen die indirekt illuminierten Dächer an den mit Tiefstrahlern beleuchteten Abgängen golden zu glühen und bilden – mit Unterstützung der sanft unterleuchteten Sitzbänke – über die Gleise hinweg eine optische Einheit der beiden Plätze. Auf den Plätzen selbst sorgen 12 Meter hohe Kandelaber, die mit jeweils sechs Leuchten unterschiedlicher Abstrahlcharakteristiken bestückt sind, in freier Setzung für eine differenzierte Allgemeinbeleuchtung. Sie generieren ein lockeres nächtliches Erscheinungsbild, das einladend wirkt und Orientierungshilfe liefert.
In der von Passanten und Radfahrern frequentierten Personenunterführung an beiden Seiten der Zürcherstrasse war Sicherheit das oberste Gebot des Lichtdesigns. Daher wurden an jeweils einer Passagenwand Wallwasher installiert, deren Licht den Nutzern mit statischer Beleuchtungsstärke und Lichtfarbe Fixationspunkte bietet. An den gegenüberliegenden Wänden wurde jeweils eine 45 Meter lange diffuse Lichtwand installiert, deren Algorithmen auf dem Zeitenlauf von Tagen, Wochen, Jahren oder sogar Mondphasen basieren. Hinter den opaken Glasscheiben kreieren RGB LED stets neue, sich nicht wiederholende farbige Sequenzen, die insbesondere bei den täglich passierenden Pendlern für Abwechslung sorgen.
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