Das Licht in Theatern soll die Zuschauer auf den Abend einstimmen. Intendanten legen großen Wert auf Effekte und warme Töne bei der Beleuchtung. Besonders der Zuschauerraum eines Opernhauses muss Festlichkeit ausdrücken. Die Beleuchtung soll zudem die architektonischen Besonderheiten der Häuser hervorheben und unterstreichen. Der festliche Rahmen darf auch in Zukunft nicht den hohen Energiepreisen zum Opfer fallen. Doch darin liegt gerade die Krux, auf der einen Seite die stetig steigenden Energiekosten und das EU-Verbot für herkömmliche Glühlampen, die als „Stromfresser“ in Verruf geraten sind, auf der anderen Seite der künstlerische Anspruch. Und das Budget des Theaters soll von der Kunst und nicht von den Energiekosten verbraucht werden.
Das Niedersächsische Staatstheater Hannover hat aus diesem Grund den Schritt gewagt, seine Beleuchtung energetisch sanieren zu lassen. Doch die Bedingungen an das neue Beleuchtungskonzept, das Lichtplaner Gerhard Backhaus von HOCHTIEF Energy Management erarbeitet hat, waren klar formuliert. Das neue Licht muss 100 Prozent dimmbar sein, sich durch warme Farben auszeichnen und neben dem geringen Stromverbrauch auch noch in die Lichtsteuerung des Staatstheaters eingepasst werden können.
„Unser Fokus lag dabei auch auf der Schmuckbeleuchtung im großen Saal des Opernhauses. Wir wollten die riesigen Kristalllüster und die Voutenbeleuchtung umbauen“, erklärt Gerhard Backhaus. Die Kristalllüster wurden bisher mit 20-Watt Niedervolt Halogenlampen betrieben, die Vouten (Lichtauslässe für indirektes Licht) sogar noch mit herkömmlichen 25-Watt-Glühlampen. Das neuartige Lichtkonzept von HOCHTIEF Energy Management setzt ungewöhnlicherweise in diesem besonderen Bereich der Schmuckbeleuchtung auf die LED-Technik. „Das ist unserer Meinung nach die Technik der Zukunft, die dem Anspruch an Langlebigkeit und einem geringen Stromverbrauch gerecht wird“, erklärt der Lichtplaner.
Bisher galt aber gerade diese LED-Technik – aufgrund der Lichtfarbe und der unzureichenden Dimmbarkeit – im Bereich der Effektbeleuchtung als nicht einsetzbar. Die Intendanz der Staatsoper forderte eine Farbtemperatur von 2.750° Kelvin (K). Eine Farbtemperatur von 3.000° K steht für eine warme rötliche Lichtfarbe, dagegen beschreibt die Angabe von 6.000° K eine kalte tageslichtähnliche Farbe. Herkömmliche LED geben in der Regel eine Farbtemperatur im kalten Bereich ab. Die bisher im Zuschauerraum der Oper eingesetzte Niedervolt-Halogenlampe in den Kristalllüstern sowie auch die Glühlampen der Vouten leuchteten mit einer Lichtfarbe von 1.900 bis 2.800° K.
Um mit der LED-Technik alle Anforderungen der Intendanz umzusetzen, hat sich der Lichtplaner von HOCHTIEF Energy Management direkt an die Hersteller gewandt und mit diesen die Muster direkt im Saal getestet. Lichtproben und der komplette Umbau wurden in der sechswöchigen spielfreien Zeit im Sommer ausgeführt. „Dafür haben wir die Stühle aus dem Zuschauerraum entfernt, ein Podest für die Arbeitsbühne aufgebaut und die Kristalllüster herabgelassen“, erzählt der Beleuchtungsspezialist.
„Bei der Auswahl einer geeigneten LED ist die Qualität des Binnings – also der Klasseneinteilung der LED – entscheidend“, so der Lichtspezialist. Denn bei der Produktion eines LED-Typs können auch bei einem einzigen Hersteller Unterschiede bei der Farbwiedergabe auftreten. Hersteller teilen deshalb die LED in Klassen ein (Binning), die die Farbabweichung benennen. „Je feiner die Klasseneinteilung ist, desto besser können wir sie für unsere speziellen Anforderungen nutzen“, erklärt Backhaus.
„In Zusammenarbeit mit dem ausgewählten Partner Schnick-Schnack-Systems aus Köln haben wir sehr farbtreue LED gefunden und in die gesamte Schmuckbeleuchtung des Opernhauses eingebaut“, so Backhaus. Bei den Kristalllüstern zeichnen sich die LED durch eine hohe Brillanz aus. Der Lichtpunkt muss hierbei sauber zu erkennen sein, das Licht muss sich im Glas des Lüsters effektvoll brechen. Bei den Vouten hingegen brauchten die Lichtexperten LED, die gleichmäßig ineinander fließendes Licht erzeugen.
Doch nicht nur die Farbtemperatur sondern auch die Dimmbarkeit musste den Intendanten zu 100 Prozent überzeugen. „Wir haben es geschafft, dass die Helligkeit harmonisch sanft abgebaut werden kann und der Zuschauer keinen störenden Übergang in die Bühnenbeleuchtung spürt – weder bei den Lüstern noch bei den Vouten“, erklärt der Lichtspezialist. Bei der Dimmung wird mit einer 16-Bit-Technik gearbeitet. „Diese haben wir so umprogrammiert, dass der Dimm-Impuls bei abnehmender Lichtstärke auch geringer wird, damit man die Schaltimpulse nicht spürt“, erklärt Gerhard Backhaus das Prinzip.
Und bei den Vouten hat HOCHTIEF Energy Management nicht nur den Stromverbrauch durch die neue Technik minimiert, sondern auch noch die Qualität der Beleuchtung optimiert. Durch die Glühlampen war die Voutenbeleuchtung auf Lichtpunkte ausgerichtet. Durch die neue Technik haben die Energieexperten eine gleichmäßige Lichtlinie geschaffen.
„Die Vorteile der LED-Technik liegen aber nicht nur beim geringen Energieverbrauch. Diese Beleuchtungstechnik zeichnet sich auch durch die extreme Langlebigkeit aus“, erklärt Gerhard Backhaus. Während die vorher in den Kristalllüstern verwendeten Halogenlampen nach etwa 3.000 Beleuchtungsstunden gewechselt werden mussten, sind LED mehr als 35.000 Beleuchtungsstunden im Einsatz, bevor sie getauscht werden müssen. Die Beleuchtung in den Vouten wurde vor der Sanierung jeden Abend kontrolliert. „Es verging kaum eine Vorstellung, vor der nicht Glühlampen getauscht wurden“, beschreibt Backhaus die Erfahrung der Haustechnik des Staatstheaters. Es war bisher ein Muss für die Techniker, vor jeder Vorstellung einen Rundgang im Opernhaus zu machen, um die gesamte Beleuchtung zu kontrollieren. „Bei der neuen Technik brauchen sie heute nicht mehr hinzuschauen, die funktioniert“, freut sich der Lichtspezialist und kann der Intendanz auch dort noch einmal Kosteneinsparungen aufzeigen. Denn: Der Rundgang der Haustechnik kann sich so um mindestens zwei Stunden pro Tag verkürzen.
Das Lichtkonzept von HOCHTIEF Energy Management sieht zwar eine hoch entwickelte Lichttechnik vor, dennoch braucht das Staatstheater kein Extra-Budget für die Wartung der Beleuchtung einzuplanen, die nur von Spezialisten umzusetzen ist. „Das Konzept wurde zwar mit Fachleuten aus dem Showbereich entwickelt, doch eingebaut hat die gesamte Anlage der Elektroninstallateur vor Ort, der bisher auch die Technik in den Spielstätten gewartet hat“, erklärt Gerhard Backhaus. Dieser Installateur wird künftig die LED-Beleuchtung warten und reparieren können.
Das Sanierungskonzept sieht auch noch Einsparungen beim gesamten Arbeitslicht des Opernhauses und des Schauspielhauses inklusive der Probe- und Büroräume vor. Überall wurde die Beleuchtung optimiert, so dass steigende Energiekosten und das Abschaffen herkömmlicher Glühlampen die kommenden Jahre kein Thema mehr dort sein wird. Das Konzept hat das Staatstheater Hannover letztendlich durch die hervorragenden Zahlen bei der Energiekostenminimierung überzeugt. Bei der Voutenbeleuchtung wurden 540 Glühlampen gegen 4.000 LED ausgetauscht. Der Stromverbrauch konnte um 80 Prozent gesenkt werden. In den riesigen Kristalllüstern haben die Experten 1.350 Niedervolt-Halogenlampen durch 1.200 LED ersetzt – eine Reduktion des Energieverbrauchs um 90 Prozent. Und sogar um 50 Prozent haben die Experten den Stromverbrauch beim ganz normalen Arbeitslicht gesenkt.
„Bisher hegte der gesamte Show- und Theaterbereich noch große Ressentiments gegen das Energiesparen im künstlerischen Bereich. Wir haben mit diesem Projekt bewiesen, dass es durchaus möglich ist, bei gleicher und sogar besserer Wirkung die Effektbeleuchtung energetisch zu sanieren, um sehr viel Energie zu sparen und damit mehr Budget für die Kunst zu erhalten“, fasst der Lichtplaner von HOCHTIEF Energy Management seine zukunftsträchtige Arbeit zusammen.
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