„The Golden Age Reloaded“ lautete der Titel einer hochkarätigen Exposition niederländischer Malerei des 17. Jahrhunderts, mit der die Villa Vauban im Mai 2010 nach einer mehrjährigen Bau- und Sanierungsphase wieder eröffnete. So, wie sich die besondere Qualität der Ausstellung aus der Kombination kostbarer Gemälde des Amsterdamer Rijksmuseums mit Werken der städtischen Sammlungen Luxemburgs und Graphiken aus dem Von-der-Heydt-Museum Wuppertal speiste, beeindrucken die Galeriebauten selbst mit einem einmaligen Mix aus historischer Stadtvilla und kubistisch-konstruktivistischem Anbau. Beide Gebäudeteile interagieren intensiv miteinander, stehen aber auch in einem kontemplativen Dialog mit dem umliegenden Park.
Die ausgewogenen Proportionen der neuen Villa Vauban, der als „Musée d’Art de la Ville de Luxembourg“ jetzt dreimal soviel Ausstellungsfläche zur Verfügung steht, basieren wesentlich darauf, dass der moderne Anbau bis auf halbe Höhe unterirdisch liegt. Zu dieser Reduktion der sichtbaren Dimensionen gesellen sich noch dezent aufgefaltete Dach- und Fassadenflächen, die dem Gebäuderiegel eine gewisse Leichtigkeit verleihen und die ganz wunderbar die hügelige Topologie des Parks aufgreifen. Farbliche und haptische Natürlichkeit vermittelt die Lochblechfassade aus changierendem Rotmessing. Großflächige Durchbrüche in der Fassadenverkleidung öffnen für die Museumsbesucher den Blick in den Park, erlauben aber auch Einsichten in das Gebäude von außen. Die innere Gliederung des Neubaus bestimmt ein abwechslungsreiches Gefüge aus großen Ausstellungssälen, Kabinetten mit halber Raumhöhe, Galerievorsprüngen, dramatischen Passagen und spannungsreichen Treppenfluchten. Fenster und Oberlichter öffnen das Gebäude an teils überraschenden Stellen für das Tageslicht.
Die Ausstellungssäle – Whitecubes und Gründerzeit-Ästhetik
Bedarfsgerecht durch Kunstlicht ergänzt, kommt das natürliche Licht zum Beispiel in den Ausstellungssälen im Obergeschoss des Neubaus zum Einsatz. Sie werden von großflächigen Lichtdecken überspannt, die sowohl durch Tages- als auch durch separat zuschaltbares Kunstlicht hinterleuchtet werden. Eine die Lichtfläche umlaufende, zurückgesetzte Fuge nimmt Lüftungsschlitze und eine Stromschiene auf. In Letzterer können flexibel, dem jeweiligen Ausstellungskonzept entsprechend Strahler platziert werden. Ganz nach Bedarf setzen Spots gezielte Lichtakzente oder Wandfluter tauchen Flächen in gleichmäßiges Licht. Auch die Ausstellungsräume im Untergeschoss erhalten ihre diffuse Grundbeleuchtung aus Lichtdecken, die hier jedoch als reine Kunstlichtdecken ausgeführt sind. Formal und gestalterisch entspricht die Lichtlösung ansonsten der im oberen Geschoss.
In ganz anderer Ästhetik präsentieren sich die Räume in der historischen Villa. Hier erwarten den Besucher sechs Ausstellungsräume mit unterschiedlichen Grundrissen. Farbige Wände, Parkettböden und weiße Raumdecken – zwei von ihnen mit üppigen Stuckornamenten – zeigen das typische Interieur der Gründerzeit. Für die beiden stuckbesetzten Bereiche im Erdgeschoss haben die Lichtplaner zwei großformatige Kronleuchterinterpretationen entworfen. Als ovale „Lichtbroschen“ sind sie, korrespondierend zur Stuckprofilierung, mittig unter der Decke abgependelt. Diese Leuchter füllen die Räume mit diffusem Licht und stellen in ihrer Lichtqualität einen Bezug zu den Lichtdecken im Neubau her. Lineare Lichtelemente beleuchten die verbleibenden vier Ausstellungssäle in der Villa. Ihre reduzierte Formensprache und rein indirekte Lichtabstrahlung hält den Raum frei von ablenkenden Details und rückt die präsentierte Kunst ins Zentrum der Wahrnehmung.
Auch das Treppenhaus im Altbau hat seinen Villencharme bewahrt. Unter den teilweise mit Stuck besetzten Decken über den Treppenabsätzen und im Vorbereich des Aufzugs sind Anbau- und Pendelleuchten installiert.
Entschleunigung schärft den Blick für das Detail
Quasi als Gegenstück zu den introvertierten Ausstellungssälen für den konzentrierten Kunstgenuss begegnen dem Museumsbesucher die Empfangs-, Verkehrs- und Verweilzonen des Museums. Zwar führt ein Rundkurs durch die Villa Vauban, dank diverser Galerien, Loggien, Passagen und verschiedener Treppenhäuser folgt dieser Weg aber einer ganz besonderen Choreographie. Sie verlangsamt den Schritt und fordert auf, Ausblicke in den Park zu genießen und Architekturdetails zu entdecken.
Im Neubau werden die Nicht-Ausstellungsbereiche in der Regel mit Downlights beleuchtet. Die deckenbündig eingebauten Strahler mit guter Abblendung geben druckvolles, brillantes Licht auf die Böden. In den fassadenorientierten Loggien und Wandelhallen mindert diese Lösung Spiegelungen in den raumhohen Verglasungen und erlaubt einen weitestgehend ungestörten Ausblick. Auf den Treppen und Passagen betont das Licht die Wegführung.
Im Gegensatz zu den Ausstellungssälen, in denen die diffuse Beleuchtung bewusst nicht den Raum konturiert, arbeiten Richtstrahler in den übrigen Bereichen Materialien, Formen und Texturen explizit heraus: aufgerauter Sichtbeton, auf dem kleine helle Quarze aufscheinen, weißer Feinputz und Eichenholz bestimmen die Ästhetik im Neubau. Über die Reflexion des Lichts auf den hellen Holzböden werden die Raumdecken eingeblendet und die Gebäudestruktur wird auch von außen ablesbar. Die unterschiedlichen Fassadenlayer aus Lochmetall, Verglasungen und opaken Flächen bilden im Ergebnis ein vielschichtiges Raster.
Unübersehbar: Eingang und Foyer
Eine schräg gestellte Deckenscheibe erstreckt sich über das gesamte Foyer und kragt nach außen über den Haupteingang aus. Wie ein leuchtendes Segel spannt sich diese Fläche in der Dunkelheit auf und markiert unübersehbar das Entrée. Im Inneren des Gebäudes flankieren Downlights den weiteren Wegverlauf für den Besucher und sorgen für einfache Orientierung. Sie setzen einen besonderen Lichtakzent auf den Empfangstresen und blenden als Wallwasher die Rückwand des Kassenbereichs ein. Hinter dieser Wand führt dann ein zweiläufiges Treppenhaus in die Enfilade der Ausstellungsräume.
Eine Festungsmauer als Rückgrat
Schon mit ihrem Namen verweist die Villa Vauban auf ihre engen Bezüge zur Geschichte der Stadt Luxemburg und tief in ihrem Inneren birgt sie einen unumstößlichen Beweis für die beredte Historie ihres Standorts: Eine alte Festungsmauer durchzieht auf ganzer Länge die zwei Untergeschosse des Galerieanbaus und setzt sich außerhalb des Gebäudes im Park fort. Die Mauer war Teil einer der stärksten Festungen Europas, einer ihrer Errichter war der Marquis de Vauban, französischer Baumeister unter Ludwig XIV.
Die Mauer wurde so in die Planungen integriert, dass sie gleichzeitig prominenter und selbstverständlicher Teil seines Baus ist. In den beiden Untergeschossen flankiert das Gemäuer Treppen und Wege. Die Planer fanden eine Lösung, bei der auf halber Mauerhöhe Licht aus einer gegenüberliegenden Wandfuge einen warmen Schimmer auf das unregelmäßige Gefüge der Steine gibt. Dank dieser breit strahlenden Quelle liegt ein plastisches Spiel aus Licht und Schatten auf den Überresten der Festung, die sich wie ein Rückgrat zwischen dem alten und dem neuen Teil der Villa Vauban erstrecken.
Kongruenz zwischen Bau und Museumskonzept
Nach ihrer Wiedereröffnung verfügt die Villa Vauban nun über gut 1000 Quadratmeter Ausstellungsfläche auf drei Ebenen, Räume für museumspädagogische Veranstaltungen, ein Auditorium für Vorträge sowie ein kleines Zwischenlager für die Aufbewahrung von Leihgaben. Die Mitarbeiter des Museums wollen diese Ressourcen offensiv nutzen und mit neuen, mutigen Ausstellungskonzepten ganz unterschiedliche Besuchergruppen auf ihr Haus aufmerksam machen. Die unkonventionelle Architektur, die leistungsfähige Gebäudetechnik und das flexible Lichtkonzept stellen die optimale Hardware, um ein modernes, einladendes Image für die Villa Vauban zu etablieren und bieten der eigenen kostbaren Sammlung eine angemessene Heimat.
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