Die angestrebte Kernsanierung beinhaltete neben einer Modernisierung zur Verbesserung des Arbeitsklimas und einer funktionalen Optimierung der Eingangssituation und der internen Verkehrswege vor allem eine energetische und anlagentechnische Ertüchtigung. Die Flächenerweiterung wurde mit dem Aufsatz eines Staffelgeschosses gelöst.
Neben der Entkernung der robusten Betonskelettbauten wurden die vorhandenen Fassadenelemente aus Granit und Marmor beseitigt und durch einen hellgrauen dänischen Ziegel im Langformat ersetzt. Dieser verhüllt die neu angebrachte Fassadendämmung und schafft eine gestalterische Verbindung der beiden zwei- und dreigeschossigen Bestandsbauten. Mit der Farbigkeit und Materialität der Ziegel integriert sich der Gebäudekomplex hervorragend in die baumbestandene Umgebung.
Die Fensterbänder, welche beide Gebäude charakterisieren und für einen willkommenen hohen Grad an Transparenz sorgen, blieben in ihrer originären Form erhalten. Zur Verbesserung der Belichtungs situation der Büros am Westende des Verwaltungsgebäudes wurde das bestehende Fensterband allerdings um eine Achse verlängert. Die Fenster selbst wurden aus energetischen Gründen durch Holz- Aluminium-Rahmen mit Dreischeiben-Wärmeschutzverglasung ersetzt. Durch Verlegen des Haupteingangs an die Straßenseite des Seminargebäudes konnten die Verkehrswege für Personen- und Lieferanten getrennt werden. Außerdem führte diese Intervention zu erheblichem Raumgewinn im Innenraum, in dem ein Aufzug eingebaut wurde, der die gewünschte Barrierefreiheit maßgeblich unterstützt. Das heute helle und offene Foyer bildet ein neues Zentrum, welches die Baukörper auch im Innenraum miteinander verbindet.
Zur Generierung neuer Nutzflächen setzen Mißfeldt Kraß Architekten ein L-förmiges Staffelgeschoss in Holzmassivbauweise auf die Flachdächer der zuvor distanziert zueinander wirkenden Bestandsgebäude, die nun zu einer Einheit verschmelzen. Da sich der neue Baukörper Richtung Süden zu dem an das Grundstück angrenzenden Wald orientiert, zeigt er sich an der Straßenfassade kaum sichtbar. Nur sein über den Haupteingang kragendes Dach, das die neue Mitte der Bestandsbauten betont und dem Gebäudekomplex seine Adresse verleiht, erweckt Aufmerksamkeit. Die Fassadenverkleidung wurde in einer dunkelgrauen horizontalen Holzschalung ausgeführt, die einen Kontrast zu den hellgrauen Ziegeln setzt. In ihrer Maßstäblichkeit nimmt sie Bezug zu der neuen Ziegelfassade und in ihrer Materialität greift sie den räumlichen Bezug zu der umgebenden Natur mit ihrem Baumbestand auf. Hinter der hinterlüfteten Vorhangfassade verbirgt sich eine Kerndämmung aus Holzfasern.
Dezent, ruhig und klar
Beim Betreten des lichtdurchfluteten Foyers durch einen neu ausgebildeten Windfang spürt man gleich den Geist der neuen Schaltzentrale der 15.500 Mitglieder starken schleswig-holsteinischen Ärzteschaft. Der Innenausbau ist dezent, ruhig und klar. Vor weiß gespachtelten Wänden wirkt die abgerundete Rezeption aus warmem Holz besonders einladend. Sie wird von einer großen runden Supernova Pendelleuchte (Delta Light) atmosphärisch und blendfrei mit warmweißem diffusem Licht erhellt. Eine zusätzliche Lichtabstrahlung nach oben hellt die Decke auf. Nach erledigter Anmeldung des Besuchers laden Sitzwürfel und eine Sitzbank, die mit ihrem Lindgrün einen farbigen Akzent bilden, zur Überbrückung der Wartezeit ein. Von dort schweift der Blick zurück in den geräumigen Windfang, der von Deckeneinbauvarianten desselben Leuchtentypus erhellt wird. Mit unterschiedlichen kleineren Durchmessern zu einer Gruppe konfiguriert und in verschiedene Richtungen geneigt, haben die Leuchten eine äußerst fröhliche Anmutung. Eine Wand des indfangs wird zusätzlich von eleganten weißen Deckeneinbaustrahlern der Produktfamilie Tweeter mit ebenfalls neigbarem Leuchtenkopf beleuchtet.
Durch eine gläserne Tür betritt man das Treppenhaus aus den 70er Jahren, welches in das 2. Obergeschoss des Verwaltungsgebäudes und von dort mittels einer breit ausgebildeten Holztreppe als Split Level in das 400 qm große Staffelgeschoss führt. Vier große direkt/ indirekt strahlende Supernova Pendelleuchten begleiten den Passanten auf seinem Weg nach oben, wo er wiederum von verschieden großen Deckeneinbauvarianten empfangen wird. Mit ihrer spielerischen Anmutung setzen die Leuchten einen heiteren Kontrapunkt zu der strengen Kubatur und der zurückhaltenden Möblierung. Im Foyer und Flur des Erweiterungsbaus setzt sich das Holz der Treppe, dessen warmer Honig-Ton und deren Oberflächenstruktur von dem Kunstlicht hervorgehoben werden, als Bodenbelag fort. Auch hier gibt es einen Rezeptionstresen, der sein künstliches Licht von Supernova Pendelleuchten erhält, während für die Allgemeinbeleuchtung wieder die neigbaren Einbauvarianten eingesetzt wurden.
Beleuchtung mit Deckeneinbau- und Pendelleuchten
Gleiches gilt für die Konferenzräume im Erdgeschoss des Seminargebäudes und im Staffelgeschoss. In letzterem verbergen sich der große Konferenzraum ebenso wie die Büros der Geschäftsführung hinter einer Wand aus weiß lasierter Tanne, welche gegenüber des zur Straße befindlichen Fensterbandes die gesamte Länge des Flures einnimmt. Neben der Allgemeinbeleuchtung finden sich in den Konfe renzräumen auch Tweeter Einbaudownlights, welche die Holzwände aufhellen und die Struktur des Materials herausstellen. Die Fenster des Staffelgeschosses lehnen sich gestalterisch an die neuen Fenster der Bestandsgebäude an. Zur Straße zeigen sie sich als Fensterband mit Aluminium-Rahmen außen und weiß lasierter Tanne innen. Die zum Wald orientierten Fenster wurden raumhoch ausgebildet. Das Thema Nadelholz durchzieht das gesamte Innenausbau- Konzept der Architekten, die bei der Ärztekammer Schleswig- Holstein zugunsten eines atmosphärischen Raumklimas auf die Verwendung natürlicher Materialien setzten.
Mit der energetischen Sanierung des Verwaltungskomplexes der Ärztekammer für Deutschlands hohen Norden haben Mißfeldt Kraß Architekten einen Neubau-Standard geschaffen. Mit der Erweiterung um ein Staffelgeschoss und der Verkleidung der Fassade mit Randers Tegl Ziegeln haben sie die beiden Bestandsgebäude zu einer neuen Architektur vereint, die aktuellen Bauvorhaben standhält. Die strenge Kubatur und die zurückhaltende Gestaltung erfahren durch die Beleuchtung aller halböffentlichen Räume mit dekorativen Leuchten Spannung. Selbstverständlich handelt es sich ausschließlich um energiesparende LED Leuchten.
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