Zwei Räume der Intensivstation im Virchow Campus der Klinik wurden fundamental umgestaltet, um die Genesung von Patienten in einem kritischen Gesundheitsstadium zu unterstützen.
Jedes Jahr werden in Deutschland über zwei Millionen Aufenthalte auf Intensivstationen registriert [1]. Oft befinden sich die Patienten in einem lebensbedrohlichen Zustand vor oder nach einer Operation. In dieser kritischen Phase nehmen sie die Umgebung nicht selten als irritierend und feindselig wahr. Die klinische Forschung hat gezeigt, dass Faktoren wie laute Geräusche, schlicht funktionale Beleuchtung und soziale Isolation das Risiko erhöhen, auf einer Intensivstation in einen schockähnlichen Zustand zu fallen [2]. Das sogenannte Delirium kann den Krankenhausaufenthalt der Patienten erheblich verlängern [3] und auch danach die emotionale und psychologische Verfassung weiter belasten [4].
Zur Lösung dieser Herausforderung haben sich eine Reihe ganz unterschiedlicher Partner zusammengefunden: Das Architektenbüro GRAFT, die Designagentur ART+COM und die Charité Berlin haben ein Verbundprojekt initiiert und Fördermittel vom Bundeswirtschaftsministerium (AiF) gesichert.
Philips hat mit seiner planerischen und technologischen Expertise das innovative Konzept maßgeblich mit realisiert.
Der Raum passt sich individuell an
Der erste Prototyp ist nun im klinischen Einsatz. In den neuen Räumlichkeiten der Station 8i verschwinden die medizinischen Geräte und die Geräuschbelastung wird reduziert. Ein weiteres tragendes Element ist der großformatige, medial bespielbare Decken- und Wand-Screen von Philips. Der behandelnde Arzt gibt auf einer Tablet-Oberfläche Parameter zum aktuellen Gesundheitszustand ein. Eine speziell entwickelte Programmierung von ART+CON steuert den Screen so, dass der Patient eine auf ihn abgestimmte Licht- und Stimmungssituation erhält. Unter anderem werden Live-Daten vom Deutschen Wetterdienst verwendet, um diesen Prozess zu unterstützen.
Die Lichtdecke mit 15.400 LEDs erstreckt sich von Kopf bis Fuß des Patienten. Zudem ist sie als Raum im Raum konstruiert. Das bedeutet, der Screen ist von der Decke leicht abgehängt und zum Fußende hin in Richtung des Patienten gewölbt. Die LED-Lichtdecke füllt somit das komplette Blickfeld aus. Dadurch entsteht der Eindruck, dass sich bei einer individuellen Anpassung der Lichtstimmung die gesamte räumliche Umgebung ändert.
Bisher gibt es nur wenige Daten über die gesundheitlichen Effekte von Zimmern mit einer steuerbaren Raum-Atmosphäre. Deshalb werden Intensivmediziner, Psychologen und Schlafforscher der Charité zusammen mit dem Architektenbüro GRAFT und mit dem Gestaltungsstudio ART+COM das ganzheitliche Raumkonzept in den kommenden zwölf Monaten zur Forschung nutzen.
Wie unter freiem Himmel
Neben den RGB-LEDs sind in der Deckeninstallation auch Hochleistungsleuchtdioden mit warm- und kaltweißer Lichtfarbe integriert. Sie sind in der Lage, Beleuchtungsstärken von über 20.000 Lux zu erzeugen [5]. Das ist vergleichbar mit dem Licht unter freiem Himmel im Sommer. Erst diese hohe Lichtleistung ermöglicht die biologische Wirksamkeit der Beleuchtungslösung. Der natürliche Tag-Nacht-Rhythmus des Patienten wird unterstützt und der gesunde Schlaf gefördert. Das kann sich unter anderem vorbeugend auf akute Bewusstseinsstörungen, sogenannte Delirien, auswirken.
„Dieses System ist einzigartig und zeigt unsere außerordentlich hohe Innovationskraft, um mit unseren Lösungen das Leben der Menschen zu verbessern. Die Beleuchtung lässt sich auf die jeweiligen Bedürfnisse und den Zustand des Patienten anpassen und wir sehen, dass gerade in so kritischen Bereichen wie der Intensivstation individuelle Lichtkonzepte für die Patientenumgebung immer wichtiger werden“, erklärt Roger Karner, Geschäftsführer der Philips GmbH und Leiter Philips Lighting. „Zusammen mit unseren Partnern können wir Gesundheitseinrichtungen wie der Charité genau die auf ihre Anforderungen zugeschnittenen, schlüsselfertigen Beleuchtungslösungen anbieten“, ergänzt Karner.
„Diese Zimmer sind ein Meilenstein in der Intensivmedizin“, fasst die Zentrumsleitung Professor Claudia Spies, die das Projekt an der Charité leitet und in enger Kooperation mit dem Interdisziplinären Schlafmedizinischen Zentrum der Charité durchführt, zusammen.
Licht und Gesundheit
Philips erforscht und entwickelt seit vielen Jahren spezielle Lichtsysteme für Gesundheitseinrichtungen. Insbesondere die Fortschritte auf dem Feld der digitalen Steuerbarkeit von Lichtfarbe und Lichtintensität machen diese neuen Konzepte möglich. Erst kürzlich hat das Unternehmen im deutschen Herzzentrum das Beleuchtungssystem HealWell installiert. Dieses simuliert automatisch den natürlichen, dynamischen Tageslichtrhythmus. Eine Pilot-Studie mit dem Universitätsklinikum in Maastricht hat die Wirkung untersucht: HealWell hat dazu geführt, dass die Zufriedenheit der Patienten und der Mitarbeiter steigt, die Schlafqualität verbessert wird und sogar Anzeichen von Depression reduziert werden.
Während das Beleuchtungssystem HealWell den natürlichen Tageslichtverlauf mit warm- bis kaltweißem Licht simuliert, bauen andere Systeme wie zum Beispiel Philips Ambient Experience auf die psychologische Wirkung von farbigem Licht und medialen Inhalten. Die neue LED-Lichtdecke von Philips kombiniert diese beiden Funktionen in einer einzigen Technologie. Der Screen kann beruhigende Animationen abspielen und gleichzeitig stimulierendes Tageslicht erzeugen. Neben den technischen Eigenschaften ist auch die Örtlichkeit ein Novum: Die innovative LED-Installation bringt die Lichteffekte erstmals in die Intensivstation.
[1] Behandlungsfälle in der intensivmedizinischen Versorgung; in 2010: 2.055.087, in 2011: 2.107.852. Quelle: Das Informationssystem der Gesundheitsberichterstattung des Bundes, www.gbe-bund.de
[2] Vgl. „Intensive care unit environment“, in: „Continuing Education in Anaesthedia, Critical Care & Pain, Oxford Journals”, S. 178 – 183, 2009, ceaccp.oxfordjournals.org/content/9/6/178.extract
[3] Delirium verlängert die Verweildauer im Krankenhaus um durchschnittlich fünf bis zehn Tage. Quelle: „Delirium in the Acute Care Setting“, in: Critical Care Clinics 24; S. 657–722; 2008, psychiatry.stanford.edu/Psychosomatic/Maldonado 2708-Delirium in ICU-CCC.pdf
[4] Vgl. „Langzeitfolgen eines postoperativen Delirs, in: Anaesthesist 2011; 60 (8): S. 735–739, www.springermedizin.de/langzeitfolgen-eines-postoperativen-delirs/662918.html
[5] Anm.: Verwendet werden bis zu 1.700 Lux.
Büros sind Räume, die sich ständig...
Leuchten bekommen ein zweites Leben - Ein...
Mit den neuen roten, grünen und blauen LEDs...
Die neue Beleuchtung der Rennschlitten- und...
Der Arbeitskreis Licht-Akademien (ALA) definiert...
LIFT ist monochrom im Gewand und clever in seiner...
Am Flughafen München wurde die Beleuchtung des...
Hans Kotter erhält den Deutschen Lichtkunstpreis...
LEDVANCE entwirft und implementiert ein...
Die Deutsche Gesellschaft für wirtschaftliche...
Die Flying Flames von Ingo Maurer - In diesem...
Across von Luceplan ist eine neue lineare...