Doch mit 91 Jahren realisierte der 1917 geborene, amerikanische Architekt mit chinesischen Wurzeln im Atrium des Museums im Emirat Katar ornamentale Gestaltungsdetails. Inspiriert hatte ihn eine mehrmonatige Studienreise, während welcher er in Cordoba, Tunesien und anderen Stätten islamischer Baukunst die Essenz dieser Architektur aufspüren wollte. Sie sollte ihm die Basis für seinen Entwurf des Museums liefern, mit dem ihn der Emir von Katar beauftragt hatte. Erst nachdem Sheikh Hamad bin Khalifa Al Thani dem Architekten einen exquisiten, von Pei selbst ausgewählten Bauplatz – nämlich eine künstlich angeschüttete, 35.000 Quadratmeter große Insel- zugesagt hatte, willigte letzterer ein und begab sich auf seine Reise. Deren Ziel sei eine seiner schwierigsten Aufgaben gewesen, ließ Pei später verlauten. Denn bei den vielfältigen, nationalen wie auch nutzerbedingten Interpretationen islamischer Architektur sei es schwierig gewesen, dessen Essenz herauszufiltern.
In der Ahmad Ibn Tulun Moschee in Kairo (876 bis 879) kam I. M. Pei schließlich an sein Ziel. Der Waschungsbrunnen, der dem Ensemble im 13. Jahrhundert hinzugefügt worden war, zog den Architekten in seinem kubischen Ausdruck geometrischer Progression in den Bann. Von einem Quadrat an der Basis erhebt er sich zu einem kleineren Quadrat um sich dann in drei unterschiedlichen Achtecken fortzusetzen, die mit einer Kuppel abschließen. »Diese strenge Architektur beginnt in der Sonne zu leben, mit ihren Schatten und Farbtönen«, erläuterte Pei später dem Buchautor Philip Jodidio. In der universellen Qualität der Proportionen im Zusammenspiel mit dem Licht der Wüste hatte Pei die Essenz des Islam für sich gefunden.
Dem Vorbild des Brunnens folgend, schichtete Pei verschiedene geometrische Grundformen zu einem streng kubischen Gebilde. »Manche Leute sagen, ich sei besessen von Geometrie«, sinniert der Architekt in einer Ende 2011 erschienenen filmischen Dokumentation. »Vielleicht stimmt das. Ich glaube, dass Architektur nichts weiter als wirklich gewordene Geometrie ist«, setzt Pei fort und schließt mit dem Fazit: »Es ist einfach so, dass sich islamische Architektur auch auf Geometrie stützt. Aufgrund meiner Vorliebe macht es mir sie so sympathisch. »Das Museum of Islamic Art ruht auf einer quadratischen Basis, auf der sich ein Oktagon zu komplexeren Formen stuft, die in einer Kreuzform ihren Abschluss finden. Durch dieses Facettieren gewinnt das schwere Volumen optische Leichtigkeit und das Gebäude beginnt in der Sonne des Arabischen Golfs, welche die Architektur in ein Spiel aus Licht und Schatten transformiert, zu leben. »Das Gebäude ist ein Würfel«, erfahren wir von Pei im Film Learning from the Light – der Architekt I. M. Pei. »Ohne Sonne wäre es ein langweiliges Objekt.«
Überraschend: Dekorative Muster und Formen
Nach so viel Understatement und aufgrund der Tatsache, dass die Architektur dieses stark fragmentierten »Würfels« bereits in vielen Artikeln umfassend beschrieben wurde, fokussiert sich die Betrachtung im folgenden auf den zentralen Innenraum, in welchem der Besucher überraschend auf dekorative Muster und Formen trifft. Zunächst empfängt ihn das Atrium mit einer kreisförmig angelegten Prunktreppe, über der eine raumgreifende Ringleuchtenkonstruktion schwebt. Der Entwurf dieser auf der ersten Galerieebene endenden Treppe geht einzig auf die Idee zurück, dem Gast mittels eines 45 Meter hohen Fensters den Blick auf den Arabischen Golf zu öffnen. Der Bodenbelag der Halle ist mit einem dekorativen Muster dessiniert, das von der islamischen Arabeske inspiriert, aber streng geometrisch und modern ausgeführt ist. Auf der dritten Treppenstufe findet sich der Besucher exakt unter dem zentralen Punkt des Rundfensters des Kuppeldaches, in dem die Halle ihren Höhepunkt erreicht. Eine geometrische Matrix transformiert die Kuppel in ihrem Verlauf nach unten vom Kreis zum Oktagon, dann zum Quadrat, und schließlich zu vier dreieckigen Bauteilen, die auf unterschiedlich hohen Säulen ruhen; eine Konstruktion, die ebenfalls an den Waschungsbrunnen von Ibn Tulun erinnert, dessen Kuppel nach einem ähnlichen Prinzip realisiert ist. Aufgrund ihrer starken Facettierung erzeugt die aus Edelstahl gefertigte Kuppel in Doha ein reiches Spiel an Lichtmustern, die das Auge magisch anziehen und wie eine ornamentale Ausschmückung wirken.
Zentral unterhalb der Kuppel, die I. M. Pei bewusst im Innenraum des Museums verborgen hat um Assoziationen an die Architektur der Renaissance zu vermeiden, findet sich mit einem Kronleuchter von zwölf Metern Durchmesser ein weiteres ornamentales Gestaltungselement. »Ich wollte auf jeden Fall einen Kronleuchter im Atrium schweben sehen«, erzählt der Architekt und fügt zwinkernd hinzu: »Natürlich keinen aus Wien.« Als Peis Entwurf einer mit geometrischem Muster perforierten Ringleuchte aus Metall stand, machte der Emir von Katar eine Ausschreibung für die extravagante Sonderleuchte, die schließlich in Sankt Augustin konstruiert und gefertigt wurde. Bei der fast einjährigen Planung des Projekts, während derer Mitarbeiter aus dem Team von I. M. Pei regelmäßig in die deutsche Kleinstadt reisten, stellte sich die Statik als größte Herausforderung dar. Denn an jedem ihrer Knotenpunkte hat die Sonderkonstruktion etwa dreißig Tonnen Zug. Einen weiteren kritischen Punkt boten die Temperaturschwankungen zwischen der Umgebungstemperatur zum Zeitpunkt der Installation und der späteren klimatisierten Nutzung, denn daraus ergeben sich in der Metallkonstruktion enorme Ausdehnungskoeffizienten.
Das statisch konstruktive Innenleben der Leuchte bildet ein zwanzig Meter großes, zwei Zentimeter starkes, sandverfülltes Stahlrohr, das mit einer Toleranz von weniger als einem Zentimeter auf den Gesamtdurchmesser von 1.190 Zentimetern verformt wurde. Die äußere, glasperlgestrahlte Hülle der Lichtskulptur wird von einer Sandwichkonstruktion aus mehreren Edelstahlschablonen gebildet, die eine Gesamtlaserschnittlänge von ca. drei Kilometern aufweisen. Mit haarfeinen Linien wurde das von I. M. Pei entworfene Muster, durch welches das Licht in den Raum tritt, in Laser-Signatur realisiert.
»Die ornamentale Kunst des Islam – die Komplexität der Geometrie – ist absolut großartig und ich hatte das nicht gewusst«, betont I. M. Pei. »Ich hätte mehr dekorative Muster entwickelt, wenn ich mehr Mut gehabt hätte.« Mit dem Kronleuchter aus Sankt Augustin, so ist Philip Jodidio überzeugt, hat der Architekt eine Geste der Anerkennung für die dekorative Kunst des Islam gezeigt.
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