„Unsere Investition in Kulim ist auch ein Beleg für den Technologieumbruch und unseren Wandel zum High-Tech-Konzern: Anfang dieses Jahrzehnts machte Osram noch 80 Prozent seines Geschäfts mit konventioneller Beleuchtung. Heute basieren zwei Drittel unseres Umsatzes auf optischen Halbleitern“, erläutert Berlien weiter.
Im November 2015 hatte Osram als Teil seiner Innovations- und Wachstumsinitiative Diamond angekündigt, das neue LED-Chipwerk in Kulim zu bauen und bis Jahresende 2017 in Betrieb zu nehmen. Die modular erweiterbare Fabrik ist nun zwei Jahre nach der Ankündi-gung und eineinhalb Jahre nach dem Spatenstich in Betrieb gegangen. Die Investitionen in die erste Ausbaustufe belaufen sich auf 370 Millionen Euro. Osram kann das Werk in zwei zusätzlichen Stufen erweitern, womit dann inklusive des Ausbaus der LED-Montagekapazitäten im Werksverbund insgesamt bis zu einer Milliarde Euro investiert werden würden.
Wie groß die Produktionskapazität in Kulim ist, verdeutlicht Aldo Kamper, CEO der Business Unit OSRAM Opto Semiconductors: „Mit einer Wochenproduktion könnte die Straßenbeleuchtung der Metropolen New York, Rio, Hongkong und Berlin komplett auf LED umgerüstet werden.“ Für die Aufrüstung aller Straßenlaternen weltweit müssten in Kulim fünfeinhalb Jahre am Stück ausschließlich für diesen Zweck LED produziert werden. Mittels LED lassen sich bis zu 80 Prozent Energie gegenüber konventionellen Straßenleuchten einsparen. Zudem ist LED-Licht farbtreuer und blitzschnell dimm- und ansteuerbar, so dass leere Straßen oder Gehwege nicht mit voller Helligkeit beleuchtet werden müssen.
Im Osram-Werk Kulim werden blaue LED-Chips produziert, die mittels einer Konverterschicht weißes Licht erzeugen können. Sie werden für allgemeine Beleuchtungszwecke produziert, also etwa für die erwähnten öffentlichen Straßenleuchten, aber auch für Fassadenbeleuchtungen, private und gewerbliche Innen- und Außenleuchten oder für Reklametafeln sowie für Spezialwendungen wie Pflanzenlicht. Der weltweite LED-Markt für Allgemeinbeleuchtung wird für 2018 auf 6 Mrd. Euro geschätzt, wovon etwa sechs Prozent auf Straßenbeleuchtung entfallen. Die Wachstumsrate des Marktes wird bis 2020 im Schnitt bei sieben Prozent jährlich gesehen. Der gesamte Markt für opto-elektronische Komponenten – inklusive LED für Allgemeinbeleuchtung – wird 2018 etwa 17,5 Mrd. Euro groß sein.
Mittelfristig sollen in Kulim auch LED-Chips für Premiumanwendungen wie Autolicht oder Videoprojektion gefertigt werden. Dank des Neubaus auf der grünen Wiese mussten bei der Konzeption des Werkes keine Kompromisse eingegangen werden; zudem wurde es mit der allerneuesten Technik realisiert. Die Fertigungsanlagen mit 6-Zoll-Wafern produzieren im Vergleich zur 4-Zoll-Technik pro Wafer in einem Fertigungsgang 125 Prozent mehr LED-Chips.
Osram investiert derzeit weltweit in den Ausbau seines aus sechs Standorten bestehenden LED-Fertigungsverbundes. So baut Osram auch sein Werk in Regensburg mit aktuell rund 2.500 Beschäftigten aus und stellt dort zusätzlich bis zu 1.000 Mitarbeiter ein. Dort werden Premium-LED-Chips und Laser-Dioden hergestellt, die beispielsweise in hochwertigen Autoscheinwerfern eingesetzt werden, sowie Infrarot-Dioden für Sensoren, die unter anderem im Handy zur Gesichtserkennung oder im Auto für intelligente Assistenzsysteme wie Abstandsregelung verwendet werden.
Zudem baut Osram seinen Standort Schwabmünchen aus. Hier stellt Osram künftig LED-Vormaterialien in Reinräumen her. Darüber hinaus hat Osram in der US-Stadt Exeter noch ein Werk für LED-Vorprodukte. Im chinesischen Wuxi erweitert Osram die Kapazität zur Montage seiner LED-Chips zu kompletten LED – also Leuchtdioden mit Gehäuse und teilweise auch mit Primäroptiken. In Penang, in Malaysia nahe Kulim gelegen, werden ebenfalls LED-Chips gefertigt und auch montiert.
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